»Der lange Februar« – Doku-Serienprojekt über Menschen, die die russische Besatzung erlebten
[English Film description below this article]
-Michael Stadnik
Der erste Teil meiner Doku-Serie „Der lange Februar – Das Klagelied von Butscha“ ist nun fertig.
Der erste Teil wird als Kino-Dokumentarfilm veröffentlicht und erzählt die tragische Geschichte der Einwohner Butschas. Der Stadt, vor den Toren Kyivs, die zu Anfang der russischen Invasion vollständig besetzt wurde. Im Fokus steht der Kirchenchor der Sankt-Andrij-Kirche. Der Kirche, die wegen des Massengrabs zu weltweiter (trauriger) Bekanntheit gelangte. Auch ein Mitglied des Chores, Andriy Schipilo, wurde mitsamt den Eltern von russischen Besatzern kaltblütig ermordet.
Dieser Film gibt den Einwohnern Butschas Raum ihre persönlichen Erfahrungen zu teilen. Ebenso möchte dieser Film die Geschichten Ermordeter erzählen, die die westliche Öffentlichkeit nur als anonyme Meldung in Schlagzeilen der Medien kennt. Den Ermodeten wird somit ihre Identität und ihre Würde zurückgegeben.
Die Postproduktion des Films wurde von der Hessen Film & Medien gefördert.
Die weiteren Teile der Serie werden die Geschichten von Menschen aus Irpin, Borodianka und Makariv zeigen.
Trailer:
Das Projekt:
Prelude
Als Filmemacher mit ukrainischen Wurzeln, liegt mir die Ukraine je her am Herzen. Seitdem Russland 2014 angriff, bangte ich um das Land.
Bereits Ende 2021 zog der russische Angriffskrieg drohend auf, weswegen ich bereits ab Dezember 2021 plante in die Ukraine zu fahren, einfach um irgendetwas zu filmen, irgendeine Geschichte zu erzählen, aus dem Land, das man vergessen hatte. Oder: Das Land, das man vergessen wollte, weil wirtschaftliche Interessen wichtiger erschienen.
Diese Reise schaffte ich nicht mehr, weil die Reisemöglichkeiten eingeschränkt wurden und aus bürokratischen Gründen. Letztlich „rettete“ mich die Bürokratie davor in ein Land zu reisen, das von allen Seiten angegriffen werden würde.
Der 24.02.2022
Vor der totalen Invasion lag ich bereits bis spät in die Nacht wach, um aktuelle Nachrichten zu verfolgen…in jener Nacht des 24.02.2022 schlief ich nicht. Schrieb tränenüberströmt Nachrichten an Verwandte in der Ukraine.
Ich half in den kommenden Monaten, wo ich konnte mit Freiwilligenarbeit. Laß täglich alle Nachrichten und twitterte, in der Hoffnung das Interesse auf dem Angriffskrieg zu halten. In der Nacht des 24.02.22, dachte ich noch, die Ukraine würde allein gelassen werden, so wie 2014. Das kam zu Glück anders.
»Довгий лютий_Der lange Februar – Das Klagelied von Butscha«
Das Jahr 2022 erscheint im Rückblick nun wie „verflogen“, die Zeit verging rasend und doch erscheint es mir noch, als wäre jener Februar nie zu Ende gegangen.
2023 reiste ich nun in die Ukraine und drehte fast 4 Wochen lang in den ehemals besetzten Gebieten bei Kyjiw:
Mein Projekt heißt »Der lange Februar« (UA: Довгий лютий [Dowhiy Lutiy]) und befasst sich mit den Erlebnissen und Geschichten von Menschen, die die russische Besatzung in Butscha, Irpin und Borodianka erlebten. Ich habe dutzende Menschen interviewt, unter anderem den „letzten Polizisten“ in Butscha; die Besitzerin eines niedlichen Cafés, das völlig zerstört wurde; den Freiwilligen der Territorial Streitkräfte in Irpin; den Mann, dessen Bruder kaltblütig ermordet wurde; die Frau, die beobachtete, wie russische Flieger das Nachbarhaus bombardierten und die Frau, die von russischen Soldaten angeschossen wurde und danach eine Odysee durch Belarus bis Deutschland erlebte…
„Ich kann erst seit kurzem weinen“
Der Schock der Okkupation löst sich bei manchen erst jetzt langsam auf, ein Jahr nach der Befreiung. Manche können bereits offen über die Geschehnisse reden und wollen auch, dass die gesamte Welt davon erfährt. Anderen verschlägt es noch die Sprache.
Manche wollen gar nicht über die Geschehnisse reden, entweder weil sie relatives Glück im Unglück hatten, weil niemand in der Familie getötet wurde und das Haus „nur“ zerstörte Fenster hatte, oder weil das Trauma noch sehr tief sitzt.
Großes wie „kleines“ Leid, Schamgefühl, Schock, Mut, Trauer: alles liegt nebeneinander in Butscha, Irpin, Borodianka …und vielen anderen von russland besetzten Orten.
Kurzer Einblick, in eine der Geschichten, die ich erzählen werde:
The Long February – The Elegy of Bucha. Synopsis:
This documentary lets citizens of Bucha tell their stories:
Bucha, was occupied at the beginning of the russian [sic] invasion of 2022. This film gives the inhabitants of this small city space to share their personal experiences. Gives them a voice.
Beginning with the experiences of an Ukrainian Police Officer, who stayed in Bucha during the early occupation, the film dives further into what happened around the (now world famous) Station-Street, were a russian column was destroyed.
Inhabitants and the owner of a close cafe tell, what they experienced during the occupation. Their fear, hunger, starvation, the daily fight for basic needs, like getting fresh water, all while being shot at.
Furthermore, the film tells the story of the choir of Saint Andrij Church. That church that became world famous because of the mass grave in front of it. A member of the choir, Andriy S., was murdered in cold blood along with his parents, more relatives and neighbours by Russian occupiers. Their bodies piled up and burned. Presumably as an attempt by the russian soldiers to destroy the evidence. The director could identify a survivor of this family, who shares, how she has to cope with the trauma of losing her husband, brother and close relatives like Andriy S.
All these stories intertwine in the end, and present how the inhabitants of Bucha are individually dealing with the trauma, some with tears, some with sarcasm.
This film also wants to tell the stories of the murdered people, which the Western public only knows as anonymous reports in the headlines of the media. The murdered are given back their identity and their dignity.
This film was particularly important to the German-Ukrainian filmmaker Michael Stadnik, and the production was feeling especially close to the heart. Stadnik’s relatives had to flee from Irpin, the neighbouring town of Bucha, aswell and were in immediate danger. This production is one of the most emotionally difficult films of his work.
Der erste Teil der Serie wurde als Kino-Dokumentarfilm im August 2024 fertiggestellt und wird auf Filmfestivals gezeigt werden um dann 2025 in Arthouse-Kinos gezeigt zu werden.
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Kurz-Reportage über humanitäre Hilfe. 2022 produziert:
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